Der Bezirk Karl-Marx-Stadt ist der bevölkerungsreichste der DDR.
Hinsichtlich der industriellen Bruttoproduktion steht er an zweiter
Stelle (nach dem Bezirk Halle) in der Republik. Er besitzt die führenden
Positionen im Maschinen- und Fahrzeugbau, in der Textil-und in anderen
Zweigen der Leichtindustrie, die zusammen fast 70% der industriellen
Bruttoproduktion des Bezirkes erbringen. Der hohe Verdichtungsgrad von
Bevölkerung und Industrie wird vor allem in dem Ballungsgebiet von
Karl-Marx-Stadt—Zwickau deutlich.
Naturverhältnisse
Von der Grenze gegen die CSSR dachen sich das Erzgebirge und das
sich westlich anschließende Vogtland nach Norden und Nordwesten
allmählich ab. Ihnen ist das Erzgebirgische Becken in einer Höhenlage
von 250 bis 400 m vorgelagert, das sich auf der Linie
Karl-Marx-Stadt—Zwickau erstreckt. Jenseits des Beckens dehnt sich im
Norden des Bezirks das Mittelsächsische Bergland mit Höhen bis über 350 m
aus. Erzgebirge und Vogtland bieten mit ihren überwiegend
flachgründigen, nährstoffarmen Böden und rauheren klimatischen
Verhältnissen der Landwirtschaft insgesamt nur beschränkte
Entwicklungsmöglichkeiten. Insbesondere die höheren Lagen sind neben der
Waldwirtschaft nur noch für die Grünlandnutzung geeignet. Die meist
sandigen Lehme des Erzgebirgischen Beckens und die Lößlehme des
Mittelsächsischen Berglandes haben bei zugleich klimatisch wesentlich
günstigeren Bedingungen demgegenüber erhebliche agrarische
Produktionsvorteile. Der im Vordergrund stehende Ackerbau bringt hohe
Erträge unter anderem bei Weizen, Futterpflanzen und Gemüse.
Von den Bodenschätzen sind im ehemals erzreichen Erzgebirge (der
Name kündet noch davon) nur noch wenige Vorkommen wirtschaftlich
bedeutsam. Auch die für die Entwicklung der Industrie lange Zeit sehr
wichtigen Steinkohlenlager im Erzgebirgischen Becken zwischen Zwickau
und Oelsnitz sind vollständig abgebaut (Ende 1977 Stillegung der letzten
Zeche). Gesteine verschiedener
Art, insbesondere für die Bauindustrie, stehen reichlich zur Verfügung.
Die seit längerer Zeit rückläufige Bevölkerungsentwicklung des
mit knapp zwei Mill. Menschen bevölkerungsreichsten Bezirkes der DDR
geht vor allem auf die besonders ungünstige Altersstruktur der
Bevölkerung zurück. Sie äußert sich in dem größeren Anteil der höheren
Altersgruppen, durch den der Bezirk Karl-Marx-Stadt den höchsten
Rentneranteil und den niedrigsten Kinderanteil an der Bevölkerung unter
allen Bezirken der Republik aufweist.
Die Bevölkerung im Bezirk, der nach der Hauptstadt Berlin mit
325 Ew./km2 die weitaus höchste Dichtezahl von allen Bezirken der DDR
aufweist, konzentriert sich vor allem in dem großen Ballungsraum
beiderseits der Linie Freiberg—Karl-Marx-Stadt—Zwickau— Reichenbach. Auf
der Höhe von Karl-Marx-Stadt—Zwickau erfaßt das Ballungsgebiet die
gesamte Nord-Süd-Erstreckung des Bezirkes von der Grenze gegen den
Bezirk Leipzig bis zur Staatsgrenze gegen die CSSR. In den zentralen
Teilen der Ballung, so in den Landkreisen Karl-Marx-Stadt, Stollberg,
Hohen-stein-Ernstthal und Glauchau, übersteigt die durchschnittliche
Dichte 400 Ew./km . In den Ballungskernen von Karl-Marx-Stadt und
Zwickau liegt sie mit weit über 2000 Ew./km2 noch einmal beträchtlich
höher.
Nach Nordosten in Richtung Freiberg wird das Ballungsgebiet
zunehmend schmaler, so daß sich südöstlich und nördlich von ihm Gebiete
mit geringeren Bevölkerungsdichten ausdehnen. Im Südosten liegen die
erzgebirgischen Kreise Annaberg, Marienberg und Brand-Erbisdorf, die
Dichte des letztgenannten beträgt nur wenig über 100 Ew./km2. Im Norden
um Rochlitz und Hainichen schwankt sie um 200 Ew./km2. Südwestlich des
Ballungsgebietes hat die Bevölkerungsdichte der Landkreise im Raum von
Flauen, Oelsnitz und Klingenthal Werte zwischen 80 und 160 Ew./km2. Die
hohe Bevölkerungsanzahl und die große Bevölkerungsverdichtung des
Bezirkes zeigen sich in einer fortgeschrittenen Verstädterung. Mit 31
Städten von über 10000 Einwohnern steht der Bezirk Karl-Marx-Stadt an
der Spitze aller DDR-Bezirke.
Eine Zone stärkster städtischer
Entwicklung ist mit der genannten Ballungsachse
Freiberg—Karl-Marx-Stadt— Zwickau—Reichenbach und ihrer Fortsetzung bis
Flauen identisch. Von ihr gehen kleinere Städtelinien aus, die an
Flußtäler gebunden, in die südlich benachbarten Mittelgebirgsräume des
Erzgebirges und des Vogtlandes hineinziehen. Beispiele hierfür sind die
Flöha mit den Städten Flöha und Olbernhau, die Zschopau mit Zschopau und
Wolkenstein, die Zwönitz mit Stollberg und Zwönitz, die Zwickauer Mulde
mit Aue und die Weiße Elster mit Oelsnitz, Adorf und Bad Elster. Den
Talzügen benachbart liegen auf den Hochflächen weitere Städte, so
Marienberg, Annaberg-Buchholz und Schneeberg. An die Ballungsachse
schließen sich nach Norden und Nordwesten weitere Städtegruppen an, die
vor allem in der Nachbarschaft von Karl-Marx-Stadt und Zwickau liegen:
Limbach-Oberfrohna, Hohenstein-Ernstthal, Glauchau, Meerane und
Crim-mitschau.
Von den Städten sind die Bezirksstadt Karl-Marx-Stadt und die
mit ihr in der Ballungsachse bzw. deren Fortsetzung gelegenen Städte
Zwickau und Flauen im Westen und Südwesten sowie Freiberg im Osten die
größten Siedlungen des Bezirkes.
("DDR". Handbuch. Leipzig 1979)